
Warum ich nicht bei JAKOB anfangen wollte und jetzt nach zehn Jahren aufhöre
- Posted by Benedikt Michal
- On 31. Dezember 2017
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- Abschied, Benedikt Michal, Zehn Jahre
„Nein, das passt nicht in meinen Lebensplan hinein.“ Ich wollte unbedingt meine Dissertation fertig schreiben – daneben ein paar Stunden unterrichten, da konnte ich mir nicht noch den Job bei der Koordinierungsstelle aufhalsen und sagte dem Gründer der Stelle Robert Schmalzbauer kurz vor dem Sommer 2007 ab.
2007
August 2007: „Wir brechen auf!“ sang meine Jugendgruppe der Dompfarre St. Stephan auf dem Weg nach Mariazell zu einer von der Koordinierungsstelle und der KJÖ organisierten Jugendwallfahrt mit den österreichischen Bischöfen im Vorfeld des Papstsbesuchs. Und da war die Frage wieder. Sollte ich nicht doch? Es gab nur eine Möglichkeit das zu klären – im Anbetungszelt mit dem Herrn: „Ich will nicht.“ – „Vertrau mir! Ich habe Pläne des Heils.“ Es ist schwierig, gegen den Herrn zu gewinnen – so viel wusste ich damals schon. Wenn der Herr ruft, ist es gut ihm zu folgen, auch wenn es mir nicht klar ist, wohin es führt oder es – scheinbar – meinen Plänen widerspricht. Meiner Verlobten erzählte ich das und sie sicherte mir ihre Unterstützung zu. Der Kardinal gab uns und der Aufgabe seinen Segen. Und Robert hatte mit offiziellem Beginn am 1. November einen Nachfolger als Leiter der „Koordinierungsstelle Jugend/Neue Bewegungen“, wie Sie damals hieß.
Dass die Aufgabe komplex werden würde, wurde mir im ersten Gespräch mit dem damaligen Jugendbischof Franz Lackner klar: „Koordiniert, wer sich koordinieren lässt! Keine Ahnung, wie das funktionieren soll.“
Zehn Jahre
In diesen zehn Jahren änderte sich viel bei der Stelle und bei mir:
- Die Stelle wurde mehrmals umbenannt, bis sie 2013 offiziell den Namen „Koordinierungsstelle JAKOB“ erhielt.
- Habe ich die ersten Monate noch mit Robert gearbeitet, folgte für je zwei Jahre eine Zeit alleine, mit Claudia, Eva, Christina und sclhießlich Sylvia. Zwei Jugendbischöfe, fünf Bundesjugendseelsorger, zehn Geschäftsführer der KJÖ.
- Die Stelle war zuerst eine Anstellung (und ein Fremdkörper) im Katholischen Jugendwerk, ehe sie 2013 ein Statut durch die Österreichische Bischofskonferenz erhielt und eine eigene Rechtsperson wurde.
- Die Koordinierungsstelle wuchs: neue Bewegungen kamen dazu bzw. entstanden, neue Initiativen entwickelten sich und die Orden kamen dazu. Wir haben im Moment über 100 Gruppierungen mit Kontaktpersonen.
- Es gelang, die Stundenanzahl von 10+15 Stunden am 1.11.2007 mit Robert schrittweise zu erhöhen: Ab morgen, 1. Jänner werden Thomas mit 18, Sylvia mit 12 und Peter mit 8 Stunden arbeiten. Noch immer viel zu wenig Zeit für diese umfassende Aufgabe!
- Meine Verlobte wurde in dieser Zeit zu meiner Frau und zur Mutter unserer sechs Kinder, von denen zwei bereits als Sternenkinder im Himmel sind.
- Meine Frau und ich traten auf der Suche nach unserer geistlichen Heimat der Loretto-Gemeinschaft bei.
- Meine Dissertation konnte ich 2013 abschließen – nicht so schnell, wie gewünscht, aber in den raren Freiräumen zwischen Schule und Koordinierungsstelle erkämpfte ich mir Seite um Seite.
Ich wollte nie als Berufsjugendlicher enden: gerade als ich die Leitung der Pfarrjugend abgegeben habe, kam ich aber zur Koordinierungsstelle. Solange die strukturelle Auseinandersetzung um die Koordinierungsstelle tobte und die neue Ordnung der Jugendpastoral in Österreich festzuschreiben war, durfte ich nicht gehen. Schon nach einem Jahr wollte ich allerdings aufhören – zu groß war der anfängliche Schreck über eine innerkirchliche Intrige. Damals wurde mir klar, dass ich meine Stelle nur verlassen darf, wenn der Herr mich gehen lässt. „Ich war auf meinem Platz notwendig wie ein Erzengel auf seinem.“ formulierte es John Henry Newman. Und P. Johannes Lechner gab mir mit, dass es zur Berufung des Johannes (zugleich der charismatische „Bewegungs-„Apostel und der Namenspatron meines zweiten Vornamens) gehört, am Herzen Jesu zu ruhen und den Verrat, der sein Herz durchbohren wird, aus nächster Nähe mitzuerleiden und mitzutragen. Und das tat ich ab dann.
Wie es mir in diesen Jahren innerlich ging, zeigt anschaulich dieser Filmausschnitt. Ich musste mich vom Herrn wiederholt in meinen Plänen korrigieren lassen und fühlte mich vom Herrn geführt, weil sich plötzlich Wege auftaten, die vorher nicht da waren. Und es war gut, dass ich sie ging, denn Wege brachen hinter mir auch zusammen. Und vieles lief alles andere als rund – wenn ich meine Pläne durchsetzen wollte.
2017
Jänner 2017: „Du kannst bei JAKOB aufhören.“ Die Stimme des Herrn sprach wieder eindeutig in der Stille einer Kapelle zu mir. „Wie schnell?“ „Du hast Zeit, aber noch in diesem Jahr.“ Eine große Bürde fiel von meinen Schultern. Ich hatte meine Mission bei JAKOB für den Herrn beendet: Er wollte, dass ich beginne – jetzt wollte er, dass ich auf ihn höre – und aufhöre.
Wie sollte es bei der Stelle weiter gehen? Der Plan für die Suche und Einführung meines Nachfolgers war schnell aufgesetzt, die notwendigen Gespräche geführt. Wie ich es bei den anderen Personalbesetzungen auch erfahren durfte, war es auch bei meinem Nachfolger: der Herr schickt die passenden Personen zur rechten Zeit. Ich durfte in meiner Zeit den „Feuerwagen“ Koordinierungsstelle zusammenbauen und werde den Wagen beim Startschuss für das“Mission Manifest“ am 5.1. noch mit meinem Nachfolger Thomas Gaber gemeinsam Probe fahren dürfen – wobei er das Steuer ab jetzt übernehmen wird, Gott sei Dank!
Wie soll es bei mir weitergehen? Ich hatte natürlich einen Plan. Und der Herr einen besseren. Wieder einmal. Als ich zu Pfingsten die überraschende Anfrage bekam, ob ich pädagogischer Geschäftsführer für den Schulverein St. Franziskus werden möchte, lief die Übergabe bei JAKOB bereits. Ich konnte zusagen, ab November dort beginnen zu können, weil der Herr bereits rechtzeitig die Weichen gestellt hatte.
Ich kann nur über seine Pläne staunen. Nicht von ungefähr findet sich in meinem Ehering die Bibelstelle Jer 29,11: „Denn ich, ich kenne meine Pläne, die ich für euch habe – Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“ Ja, Er liebt es, wenn wir ihm und seinen Plänen vertrauen!
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