
In pursuit – confession of a gay catholic teenager
- Posted by Benedikt Michal
- On 24. November 2015
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- Heiligkeit, Homosexualität
Daniel Palmanshofer rezensiert für JAKOB das Buch „In pursuit“, herausgebracht von Lifeteen:
Seit frühester Kindheit fühlt sich Alex James Santiago (AJ) zum gleichen Geschlecht hingezogen. In seinem Buch „In Pursuit – Confession of a gay catholic Teenager“ schreibt er über sein bisheriges Leben und warum gerade für ihn die katholische Lehre der Weg ist, der zu seinem Glück geführt hat. Seine homosexuellen Gefühle waren mit einem tiefen inneren Konflikt verbunden, der mit vielen Verletzungen, Ausgrenzung, Scham und einer großen Sehnsucht nach Liebe und Annahme einhergingen.
Alex lässt seinen Leser auf sehr radikale Weise an seinem Innenleben teilhaben. Der Einblick, den er uns in seine Seele gibt, hilft uns seinen Konflikt mit der gleichgeschlechtlichen Anziehung besser zu verstehen.
Schon als Kind fühlte er sich anders und ausgegrenzt. Alex sehnte sich danach Freundschaften mit den gleichaltrigen Burschen aufzubauen, doch waren sie kilometerweit von ihm entfernt. Er ergötzte sich an ihren Körpern und merkte wie er andere Jungs auf ihr Äusseres reduzierte. Früh wurde er mit Pornographie konfrontiert. Eigentlich ekelte sie ihn an, aber er konnte nicht anders als immer wieder die Körper nackter Männer anzuschauen.
Die Beziehung mit Gott gab ihm zum ersten Mal eine Perspektive der Hoffnung. Gottes Liebe, die größer ist als alles andere, weckte eine tiefe Sehnsucht in ihm. Bei unterschiedlichen Veranstaltungen durfte er im Lobpreis und in der Anbetung die Liebe des Vaters erfahren, die seine tiefsten Sehnsüchte stillt. Gerade die Liebe des Vaters, der sein Kind liebt und kompromisslos annimmt, ist für ihn ein Bild, das ihm besonderen Halt gibt. Bis zu seinem 17. Lebensjahr konnte er aber mit niemandem über seine homosexuellen Gefühle sprechen. Alex schämte sich für seine Gefühle. Er fürchtete sich, dass seine Freunde sich von ihm abwenden würden, hätte er ihnen von seiner Neigung erzählte. Bei einem großen Event in Steubenville erzählte Leah Darrow (America’s next Top Model) von ihrer ersten Beichterfahrung. Der Priester hat gesagt, dass sie am besten mit dem beginnt, was am schwersten für sie ist. Nachdem sie die erste Sünde gesagt hatte, gingen alle anderen leicht von der Zunge. Ermutigt durch Leah’s Zeugnis, erkannte Alex, dass er in der Beichte immer wieder Dinge beschönigt hat, manche Punkte ausgelassen hat und nie wirklich ehrlich war. Damit begann die Beichte seines Lebens: Alles wurde ausgesprochen, von den Nackt-Bildern, die er anderen Männern von sich geschickt hat, von den sexuellen Erlebnissen mit einem Nachbarn und so weiter… alles, was er so lange zurückgehalten hat, wofür er sich geschämt hat, wurde offengelegt. Noch nie hat ihn die Beichte so erleichtert, noch nie war er glücklich, obwohl er die dunkelsten Ecken seines Lebens offen gelegt hat.
Trotzdem ging es immer wieder bergauf und bergab in seinem Leben. Die Sehnsucht nach einer Partnerschaft verzehrte ihn und er wurde wütend auf Gott, weil ihm Gott die Möglichkeit einer Partnerschaft „verwehrte“. Auch ärgerte er sich über heterosexuelle Pärchen, die es ja um vieles einfacher haben als er usw… weswegen er sich wieder auf sexuelle Abenteuer mit Männern eingelassen hat. Frieden fand er trotzdem keinen und er versuchte wieder den Weg der Keuschheit zu gehen.
Die wichtigsten Punkte, die er in seinem Leben gelernt hat, sind, dass er keine Schuld für seine Neigung hat. Gott will, dass er lernt, sich selbst zu lieben und zu erkennen, wer er ist. Alex ist für die Liebe Gottes geschaffen, für die Vereinigung mit Gott. Jeder von uns wurde persönlich von Jesus erlöst und diese Erlösung dürfen wir annehmen.
Dieses kleine Büchlein ist bahnbrechend, es zeigt auf ungeschminkte Weise den Kampf eines jungen Mannes, der auf der Suche nach dem Glück ist. Nach wahrer Liebe und Angenommensein. Alex musste schmerzhaft erfahren, dass er die Erfüllung seiner Sehnsüchte nicht in homosexuellen Beziehungen finden kann, sondern diese ihn immer weiter weg von seinem eigentlichen Ziel bringen. Die Wahrheit ist es, die uns befreit. Ich bin dankbar, dass Alex den Mut hatte seine intimsten Gefühle zu teilen: die Scham, die Angst, die er fühlt, aber auch seine Sehnsüchte. Ich sehe sein Zeugnis auch als eine Aufforderung und Provokation an unsere Gesellschaft mit ihrer Scheintoleranz. Weder der eine Teil der Gesellschaft, der Homosexualität als normal ansieht, noch der andere Teil, der homosexuell lebende Menschen verurteilt, wird dem Menschen, der sich zum gleichen Geschlecht angezogen fühlt, wirklich gerecht. Wir müssen lernen, jedem Menschen Raum zu geben für seine eigene Wahrheit, ohne eine Verurteilung.
Wir können nicht sicher sagen, wie viele Menschen es in unserer Umgebung gibt, die sich dem eigenen Geschlecht zugeneigt fühlen. Auch nur unbeabsichtigte abfällige Aussagen können Menschen verletzten, was zur Folge haben kann, dass sie das Vertrauen zu ihren Nächsten verlieren. Gerade Christen haben die Aufgabe die Liebe Christi in unserer Welt real erlebbar zu machen. Christus sagt: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“ oder „Hat dich niemand verurteilt? So verurteile auch ich dich nicht! Geh und sündige nicht mehr!“ Für mich eine der zentralsten Aussagen über die Liebe im Evangelium.
Um die Erlösung zu erfahren sind wir herausgefordert ehrlich und authentisch zu sein. Gott streckt uns seine Hand entgegen voll Liebe und Annahme. Wenn diese Liebe und Annahme für jeden Einzelnen von uns gelten, wieso geben wir sie dann auch nicht jedem anderen. Geben wir den vielen Menschen, die wie Alex fühlen, den Raum, wo die Wahrheit ans Licht kommen darf, ohne sie zu verurteilen, wo immer jemand mit offenen Armen wartet um den, der sich in seiner Menschlichkeit gebrochen fühlt, herzlich aufnimmt.
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